. . . von Altonas Kleingärten

März 2019

Am 19. März gab es eine Informationsveranstaltung zum "zukünftigen Krankenhaus Quartier", d.h: Neubau des Asklepios-Krankenhauses, Umgestaltung des Freigeländes, neue Schulen, neue Verkehrsführung. Das Interesse bei den Altonaern war so groß, dass der Hörsaal im AKA nicht ausreichte um alle BesucherInnen unterzubringen. Kein Wunder, da schon auf dem Ankündigungsplakat sichtbar war, dass auch hier wieder Altonas Grünflächen, nämlich die Kleingärten an der Behringstraße und am Schwengelkamp im Visier der Planer sind. 
Als erster Schritt, schon vor dem Krankenhausneubau, sollen die Gärten an der Behringsstraße einer Grundschule weichen, denn ganz plötzlich sind viele Menschen in die vielen neugebauten Wohnungen gezogen und haben ganz plötzlich viele Kinder bekommen. Überraschung! Dass dazu seit 2012 kein Schulentwicklungsplan besteht, wurde vom Publikum bitter belacht. 
Für die von der A7-Deckelplanung beanspruchten Kleingärten besteht aber seit 2017 ein Vertrag zwischen dem Landesbund der Gartenfreunde, dem Verein  Heimgartenbund Altona und der FHH, der die Existenz der Gärten sichert, bis Ersatzflächen für die Kleingärten auf dem zukünftigen A7-Deckel zur Verfügung stehen. Für die Planer kein Thema. 
Dass Flächen für Schulbau an geeigneter Stelle, und nicht gerade an dem Autobahnzubringer Behringsstraße, zur Verfügung stehen (Gasstraße, Schwarzkopf, Hermes), wird übergangen. Da müsste man Gelände  KAUFEN. Mist, nachdem man die stadteigenen Flächen versilbert hat.
Der Krankenhausneubau sei nach heutigen Vorstellungen erforderlich: energetisch, Brandschutz, etc. Der Eingangsbereich solle nicht mehr "Krankenhausgeruch" haben (welchen denn sonst?)  sondern im Neubau zu einem "Boulervard" werden. Ein (für Asklepios lukratives) Ärztehaus und Präventionszentrum gehöre zu einer modernen Klinik.
Die Kosten werden sich die Stadt und Asklepios teilen. Die Stadt zahlt zwei Drittel, Asklepios 1 Drittel. Die Profite investiert Asklepios gern in Immobilien, z.B. am Falkenstein.
Das AK Altona Gebäude (die Scheibe), knapp 50 Jahre alt, steht unter Denkmalschutz. Die Planer und die VertreterInnen der beteiligten Behörden, (Gesundheit, Bildung, Stadtentwicklung hatten keine Vorstellung über die zukünftige Nutzung dieses Herzstücks des Geländes. Oder wartet man bis der Denkmalschutz bröckelt? (s. City-Häuser)
Kann man ein Quartier planen ohne die Nutzung des wichtigsten Teils zu berücksichtigen?
Ja-nein, aber das sei nicht so kurzfristig zu lösen, man brauche erst einen Investor, der die zukünftige Nutzung vorgibt. Darf man da eine Schule? eine weiterführende Schule? Wohnungen?
Wer gestaltet unsere Stadt?
Die Kinder, die in den grünen Kleingärten, in den letzten autofreien Zonen, heute spielen, sollen diesen Raum morgen verlieren und dann dort zur Schule gehen? 
Und die Eltern, die auf der Warteliste für einen Kleingarten stehen, deren Kinder (gerade oder noch nicht geboren) sollen später dann wo spielen? 
Das Gegeneinanderauspielen von Grünflächen einerseits und Wohn, Schul- oder Krankenhausbedarf andrerseits wird auf solchen Veranstaltungen nicht mehr viele erreichen, denn unsere Kinder und Enkel sind mutig, klug und klarsichtig, und gehen freitags auf die Straße. Für Stadtgrün, für Klimaschutz, für Planet Earth first. 
Allons enfants!
Zwei Entwürfe zum Rahmenplan "Krankenhausquartier" In beiden Entwürfen sind neben den sogenannten A7-Verwertugsflächen schon mal zusätzlich die Gärten zwischen Stiegkamp und Schwengelkamp sowie die Gärten am Schwartenkamp überplant . . . Scheibchen für Scheibchen.

Februar 2016

Am Mittwoch, dem 17 Februar 2016 fand die öffentliche Plandiskussion zu den Flächen am Othmarscher Kirchenweg, Sportplatz Altona 93 und Kleingärten, Kolonie 4 in der Schule am Holmbrook (ehemals Internationale Schule)  statt. PDF Flyer Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen mit Plangebiet

Wie auch schon bei der Vorstellung der Rahmenpläne Othmarschen 1 und 2 in 2013 gab es heftigen Protest.Vor allem die Auslagerung der Sportflächen aus den Wohngebieten, die Vernichtung von Erholungsräumen für das dicht besiedelte Ottensen und das mangelnde Verkehrskonzept wurden heftig kritisiert. Dass hier ein „gartenbezogenes Wohnen“ auf den 100 Jahre alten Kleingartenflächen entstehen soll, erntete bittere Lacher. Auf die Frage nach dem Anteil von Sozialem Wohnungsbau gab es zur Antwort, das sei hier wohl eher nicht angebracht! (2015 wurden im Bezirk Altona Bauanträge für 1969 Wohnungen genehmigt, ganze 74 davon sind geförderte Mietwohnungen!)

Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen - Wohnungsbaufoerderung Bilanz

Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen - Bebauungsplan Entwurf Othmarschen 42

Zur Vorgeschichte

Hunderte von Kleingärten und viele ha Grünflächen waren geopfert worden, als 1975 die A 7 und der Elbtunnel eröffnet wurden. Eine riesige Schneise für den Güter- und Personenverkehr war mitten durch die Stadt geschlagen worden. Eine Elbtunnelröhre für den öffentlichen Personennahverkehr gab es allerdings nicht. Auf dem meist befahrenen Autobahnabschnitt Deutschlands mitten durch Hamburg werden heute etwa 152.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt.

Der 2014 begonnene Ausbau der A7 erforderte neuen Lärmschutz. Eine Überdeckelung der A7 sollte nicht nur Lärmschutz bringen sondern auch „Stadtreparatur“ – eine gesamtstädtische Aufgabe, wie die damalige Senatorin meinte. Die Finanzierung allerdings soll mit dem Verkauf Altonaer Grünflächen gelöst werden.

Damit droht den Kleingärten am Rande von Ottensen und am Volkspark Altona, sowie etlichen Grün- und Sportflächen der Verkauf, um Lärmschutz oder Stadtentwicklung zu finanzieren. 35 ha Grünflächen, d.h. 560 Kleingärten mit 27 ha, 4 ha Parkanlagen und 4 ha Sportanlagen wurden zu „Verwertungsflächen“.

Drucksache 19/2471 Mitteilung Senat an Bürgerschaft zum Ausbau der A 7

Seit mehr als 18 Jahren

kämpfen die Bürgerinitiative Apfelbaum braucht Wurzelraum aus Altonaer Kleingärtnern und der Heimgartenbund Altona für den Erhalt der wohnungsnahen Kleingärten, dem Grün am Rand von Ottensen. Ein erfolgreiches Bürgerbegehren 2008 für den Erhalt aller Kleingärten in Altona wurde 2009 vom damaligen schwarz-grünen Senat evoziert.

2013

wurden die Planungsabsichten mit dem Rahmenplan Othmarschen unter Protest der Kleingärtner und Anwohner vorgestellt: die Bebauung von Sport- und Kleingartenflächen, Sozialwohnungen an der Behringstraße und gehobener Wohnungsbau in den ruhigen Bereichen. Außerdem wurde verkündet, dass die Gärten am Othmarscher Kirchenweg entgegen vorheriger Ansagen, gleichzeitig mit der vorgezogenen Bebauung der Sportplätze, verschwinden sollten. Die Gärten Bereich Behringstraße sollten die zeitliche Deckelbindung behalten.

Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen - Rahmenplan Othmarschen

Im Sommer 2015 wurde den vom Verkauf betroffenen Vereinen von der Stadtentwicklungsbehörde ein neuer Zeitplan präsentiert. Die Kolonie 4 am Othmarscher Kirchweg sollte nun bleiben, bis der Autobahn-Deckel fertig ist, nach jetziger Planung 2024, dafür sollen die Kolonien an der Behringstraße (Kolonie 6 und 7 sowie Eisenbahner Kleingärten) bereits 2020 bebaut werden. Auch hier ein Wortbruch der bisherigen Versprechen!

PDF-Datei Präsentation Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen